Veras Kabinett verbinden persönliche deutsche Texte mit Musik, die über bekannte Folk- und Poprock-Horizonte hinausschaut. Denn das Berliner Trio überquert Genregrenzen, bewahrt dabei aber eine wunderbare Leichtigkeit. Wer das Album "Ungetüm" hört, mag an französische Chansons denken. Die Sängerin und Pianistin Vera Mohrs hat ein feines Gespür dafür, nachdenkliche Texte mit Ohrwurm-Refrains und variablen Arrangements zu verbinden. Sie schaut hinter Fassaden und beleuchtet Details. Sie entführt uns an nächtliche Tresen und in die harte Realität der Legehennenindustrie. Schaurig-schön, melancholisch-intim und versponnen: dem Trio gelingt es, ernste Themen in schöne Melodien, lockend-klaren Gesang und freundliche Harmonien zu verpacken. Geschickt setzt das Trio (Bassist Dominik Lamby und Schlagzeuger Hartmut Ritgen) popverwandte Motive und Jazzphrasierungen ein, kombiniert eingängige Refrains und prägnantes Streichquartett, flirtet mit druckvollen Beats und Lautmalereien. Bläser und Cello erweitern das Klangspektrum, manchmal bis zum Breitwandformat.