Und was ist das jetzt bitte? Ein Crossover-HipHop-Album, monothematisch und ungeheuer blutig? Ein Hörspiel, mit Flow, Beastie-Boys-Anleihen, Sprachwitz und Familiengemetzel? Dlés "Der Fluch der Tantaliden" liegt irgendwo dazwischen. Konzipiert als Theaterabend am Schauspiel Aachen, schlüpfen die Schauspieler Tim Knapper und Florian Hertweck, sowie der Theater-Musiker Malcolm Kemp in Abolla und Himation und arbeiten sich in 12 Tracks am düsteren Sagenmythos rund um Tanatalos und seine jähzornige Bagage ab. Das Konzept: ein Konzeptalbum. Alte, allgemeingültige Geschichten erzählen. Eine epochale Schlachtplatte statt Urban City Finger-Food. Parabeln auf unser Leben heute, denn was sich über Jahrtausende hält, hat Gewicht. Was hat der größenwahnsinnige König Tantalos mit unseren unstillbaren Egos zu tun? Welche sind heute unsere Götter? Bin ich Herr meines Lebens oder ist mein Weg determiniert von Ate, der Verblendung und dem unausweichlichen Schicksal? A propos determiniert: Der vielschichtige Dlé-Sound bleibt treuer Knecht der Story, welche die drei Musiker erzählen wollen. Darüber hinaus ist er Ergebnis von Zufällen, Notlösungen (,Mist, wir dürfen das Sample nicht benutzen"), und vor allem der Synthese von drei unterschiedlichen künstlerischen Vorstellungen. Aber es dröhnt, flowt und groovt dennoch ganz wunderbar an allen Ecken und Enden. Manche Songs haben einen Mitsing-Refrain, andere gar keinen. Stilistisch gibt es alles von Battle-Rap, Hip Hop, Bossa Nova, Reggae, bis zum klassischen Hörspiel. Was immer nutzt, wird verwendet.