Obwohl immergrüne Pflanzen etwas Beruhigendes haben - man kann sich auf sie verlassen, dass sie ihre Blätter behalten -, sind es die Blütenpflanzen, also die, die aufblühen und vergehen, die die Jahreszeiten ausmachen. Ähnlich verhält es sich mit "Flowers", Sin Fangs drittem Soloalbum. Der Gründer und Mastermind der isländischen Band Seabear entfacht einen melodischen Frühlingssturm und erforscht dabei jeden Winkel seines üppigen und barocken Klanggartens. Der Nachfolger der "Half Dreams"-EP ist ein Soloalbum mit allerlei kollektiven Gesängen, die den Sinn des gemeinschaftlichen Miteinanders beschwören. Sindri Már Sigfússon, so Sin Fangs bürgerlicher Name, liebt die Wege abseits der gewohnten Pfade, in einer besseren Welt wären seine kleinen Songs Stadionpop. Aber was heißt "kleine Songs"? Ein Lied wie "What"s Wrong With Your Eyes" ist ganz gewaltig und ausgesprochen poppig: Etwa wenn der Beat auf die Gesangsschichten trifft und das Klavier im genau richtigen Moment einsetzt. "Flowers" ist ein fettes Pop-Statement und weit entfernt vom Klischee isländischer Indie-Musik.