Garmarna ist zurück. Offiziell aufgelöst hatte sich Schwedens wohl innovativste Electro-Folk-Band zwar nie, aber nach fünfzehn Jahren Albumpause ist es doch eine große Überraschung, dass 2016 mit "6" ein weiterer Langspieler erscheint. Das sechste Werk der Band zeigt, dass es trotz der langen Pause nach wie vor eine Konstante gibt, denn noch immer lebt Garmarnas Musik von der Reibung zwischen Tradition und Moderne. "6" spannt einen breiten musikalischen Bogen, der von düsterem Rock bis zu beinahe poppigen Melodien, von elektronischer Härte bis zu akustischer Sanftheit reicht. Dazu erzählen die schwedischen Texte von mythischen Figuren wie dem großen Vogel in "Väktaren", der wachsam auf majestätischen Schwingen über Land und Meer gleitet, aber auch von Hass und Gewalt in der heutigen Gesellschaft wie in "Över gränsen", von Liebesleid und Fenstergeistern, oder von dem geschlagenen Sohn in "Ingen", der als Erwachsener an seinem Vater Rache nimmt. Die Vielfalt der Einflüsse macht es schwer, ein Etikett zu finden, das auf die Musik von Garmarna passt; ihre moderne, elektrifizierte Folklore spricht auch Hörer an, die mit dem traditionellen Folk-Begriff nichts anfangen können. Die Band selbst beschrieb ihren Sound einst als "monoton, melodisch und melancholisch". Man möchte hinzufügen: innovativ und authentisch. Oder einfach: Garmarna.