Ein Album gegen die Normalisierung der Ungerechtigkeit. "Sahari" von Aziza Brahim ist ein kraftvolles Plädoyer für Menschlichkeit und Verständnis, die souveräne Verschmelzung von Politik und Privatem und ein perfekter Balanceakt zwischen sahrauischer Tradition und westlichen Stilelementen. Selten sind persönliches Erleben und Politik so eng verwoben wie in der Musik von Aziza Brahim. Die sahrauische Sängerin wuchs in einem Flüchtlingslager in Westalgerien und schwierigen Bedingungen auf, entdeckte früh die Musik und wurde als Sängerin eine der wichtigsten Stimmen für die Anliegen und Schicksale von Geflüchteten und Vertriebenen weltweit. "Sahari", ihr drittes Glitterbeat-Album, ist ihre bisher beste und auch abenteuerlustigste Arbeit. Es ist in Spanien, für Aziza Brahim Wahlheimat und Exil gleichermaßen, entstanden und während die Lieder in der Heimat verankert bleiben, wird Aziza Brahims Blick immer globaler. So bleibt die Tabaltrommel (für Aziza Brahim "das Herz der saharauischen Musik") für den Sound bestimmend und Gitarren und Gesang sind die Hauptelemente, jedoch sind die traditionellen und organischen Klänge auf "Sahari" mit elektronischem Sound kombiniert und abgemischt. Als Ergebnis ist das Album eine feine Balance zwischen Vergangenheit und Gegenwart und hält das Gleichgewicht zwischen afrikanischer und europäischer Musik. Aziza Brahim gelingt es, dem Persönlichen eine politische Dimension zu geben und hinter einer gleichgültigen Politik menschliche Schicksale aufzuzeigen - das ist mutig und wichtig, aber auch poetisch, zart und melancholisch.