Normalerweise versucht Guido Möbius, in seiner Musik Texte weiträumig zu umgehen. Auf dem Album "Gebirge" gipfelte seine Strategie, Bedeutung und Pathos zu vermeiden, in einem wortlosen Dadasong zusammen mit Andreas Gogol. Und obwohl dessen hochmusikalisches Gestotter auch auf "Spirituals" präsent ist, geht Möbius auf seinem vierten Album andere Wege. Dieses Mal ist er in Sachen Bedeutung und Pathos nachsichtig. "Spirituals" vereint verschrobenen Humor und dunkle Vorahnung, Vergötterungen und Kitsch. Möbius spielt sowohl mit der neuheidnischen Spiritualität des Black Metal ("All Evil Ways") wie mit egozentrischen Durchhalteparolen des Soul ("The Right Thing"), er erweckt den Geist der letzten Tage ("Babylon_ÇÖs Falling") und weiß, wie rührend ein Amateurchor klingen kann ("Though The Darkness Gathers"). Die Freude an unüblichen und unerwarteten Sounds blieb, die Texte stammen in sechs von neun Songs von traditionellen Gospelsongs, die Instrumentierung entstammt moderner Tanzmusik. "Spirituals" ist ein Album mit einer hellen A- und einer dunklen B-Seite, perfekt also als Vinyl.