Auf seinem dritten Soloalbum zeigt sich der neuseeländische Singer-Songwriter Marlon Williams von einer neuen Seite. Vorbei ist es mit dem feierlichen Country-Crooner mit der Samtstimme - an seine Stelle tritt ein verspielteres, sich wandelndes Wesen. Als die Pandemie die weltweite Reisetätigkeit zum Erliegen brachte, erholte sich Marlon Williams zu Hause in Neuseeland von der Tournee für das beeindruckende Trennungsporträt "Make Way For Love" (2018) und erkundete neue Wege, die sich ihm boten. Er traf sich wieder mit Familie und Freunden, kehrte zu seinen Studien der Maori-Kultur und Sprache zurück, der indigenen Sprache Neuseelands, und schloss sich einem Basketball-Team an. Bald tauchten neue Demos und lyrische Themen auf: von Selbstidentität und Eskapismus, Stammesdenken und einem knorrigen Familienstammbaum sowie Überlegungen zur Rolle von Männlichkeit und Freundschaft. Um seine Kapazitäten zu erforschen, hat Williams sein bisheriges Vermächtnis auf den Kopf gestellt. Statt "My Boy" mit seiner bewährten, langjährigen Begleitband The Yarra Benders einzuspielen, nahm Williams die Hälfte des Albums mit Mark 'Merk' Perkins auf, bevor er Ende 2020 mit Produzent Tom Healy (Tiny Ruins, The Chills) und einer neuen Besetzung in Neil Finns Roundhead-Studios in Auckland aufnahm: Der in LA lebende Schlagzeuger Paul Taylor (Feist), Bassist Cass Basil (Ladyhawke, Tiny Ruins), Healy an den Gitarren und Synthesizern sowie Auftritte von Delaney Davidson, Dave Kahn (der einzige Yarra Bender auf dem Album) und Elroy Finn an Schlagzeug und Percussion. "My Boy" zeigt Williams, wie er Spaß hat, auch wenn er sein eigenes Verhalten und das der Menschen um ihn herum hinterfragt. "It happened naturally," erklärt er. "I was listening to more steely, New Romantic stuff, like Duran Duran, John Grant, Perfume Genius, Bee Gees. All those things fed into the machine." In den letzten vier Jahren hat Williams zudem eine Schauspiel-Karriere gestartet. Zuletzt hatte er Hauptrollen in den Filmen "The True History of the Kelly Gang", "Lone Wolf" und "The Beautiful Lie" sowie in der aktuellen Netflix-Serie "Sweet Tooth". Williams ist auch ein gefragter Kollaborateur, der auf der Bühne mit Lorde und Florence Welch sang, Duette mit Courtney Barnett, Paul Kelly und Yo-Yo Ma aufnahm, das Album "Plastic Bouquet" mit Kacy And Clayton herausbrachte und mit dem Film "Juniper" seinen ersten Ausflug ins Komponieren von Film-Musik machte. "My Boy" setzt diesen Erfahrungsschatz in ein lebendiges, dynamisches Album um, das so temperamentvoll, komplex und kinetisch ist wie das sich entfaltende Leben seines Interpreten.