Julien Baker ist eine knapp 20-jährige Singer/Songwriterin aus Memphis, Tennessee. Dort veröffentlichte sie via 6131 Records Ende 2015 ihr Debütalbum "Sprained Ankle", das nun via Matador weltweit noch einmal herauskommt. Dankenswerterweise, denn Bakers Erstlingsplatte klingt viel erwachsener, als sie eigentlich sein kann. Die Songs für "Sprained Ankle" hat die Musikerin - während ihres Studiums an der Middle Tennessee State University - komplett allein geschrieben und fast weitgehend solo im Spacebomb Studio in Richmond, Virginia eingespielt. Auf Basis ihrer Gitarre und einer durch Mark und Bein gehenden Stimme entstand ein außergewöhnliches, geradezu aufwühlendes Indie-Folk-Album von höchster Intimität. Dabei fließen herzzerreißende Schönheit und kraftvolle Nachdenklichkeit zeitlupenhaft ineinander. Mehr Gefühle gehen kaum, zumal die Songs von äußerst offenen, ja geradezu schonungslosen Lyrics genährt werden. Das rückt Baker mitunter in die Nähe jener emotionalen Schlachtfelder, die wir von einer Sharon van Etten oder Torres kennen. Doch das Schöne dabei: Obwohl sich Baker vorzugsweise den dunklen Momenten des Lebens zuwendet, besitzt "Sprained Ankle" eine klärend-reinigende Wirkung. Erhaben!