Andreas Schaerer ist derzeit einer der interessantesten Vokalkünstler der Musikszene weltweit. Er ist nicht nur ein formidabler Sänger, Stimmakrobat und unnachahmlicher Beatboxer, sondern auch ein begnadeter Komponist und Improvisator. Als Schaerer vom Lucerne Festival das Angebot bekam, Musik für das Orchester der Lucerne Academy zu schreiben, ergriff er die Gelegenheit beim Schopfe und komponierte ein Orchesterwerk mit sechs Sätzen für 66 Musiker: The Big Wig riss die Zuschauer im ausverkauften Luzerner KKL von den Stühlen und selbst die üblicherweise nüchterne Schweizer Presse wurde euphorisch. Die Neue Luzerner Zeitung merkte an: "Das Verrückte war, wie sich hier orchestrale Komplexität mit Grooves verband, wie es die zeitgenössische Musik in der Regel nicht kennt." Schaerer schöpft mit The Big Wig alle Möglichkeiten des sinfonischen Rahmens aus. Sein Ensemble "Hildegard Lernt Fliegen" tritt hier, im Sinne der Sache, ins zweite Glied zurück, um sich in den orchestralen Gesamtklang einzufügen. Die Musik entwickelt mitunter filmische Kraft. Ravel und Bernstein bis hin zu Strawinsky kommen einem ebenso in den Sinn wie Duke Ellington. The Big Wig ist eine inspirierte enorm rhythmische Sinfonik mit einem Esprit und einer stets zugänglich bleibenden Experimentierlust, der den meisten neuen Werken dieses Genres fehlt. Das junge, mit überragenden und eben nicht nur der reinen Klassik zugewandten Talenten aus aller Welt gespickte, aber präzise instruierte Orchester, hat hörbar seinen Spaß. The Big Wig ist es eine befruchtende und begeisternde Symbiose von Jazz und moderner Kunstmusik, bei der nichts Beiwerk oder Hintergrund bleibt, sondern jedes Instrument und jede Stimme substantiell in Szene gesetzt ist. So entsteht eine Sinfonie neuer Art, die Stilgrenzen sprengt. The Big Wig ist das Meisterstück des Multitalents und Stimmwunders Andreas Schaerer, mit dem er sich endgültig in die Riege der wichtigsten Komponisten und Interpreten zeitgenössischer Musik seiner Generation einreiht.