Als OKKERVIL RIVER an ihrem dritten Album
„Black Sheep Boy“ arbeiteten, war ihr Kopf Will Sheff obdachlos. „
Ich war komplett pleite“, erzählt er im Interview mit
Consequence Of Sound. „
Um dennoch mit der Band weiter machen zu können, hab ich daher beschlossen, die Idee eines festen Wohnsitzes aufzugeben.“ Stattdessen schlief der texanische Songwriter im Van oder in der stickigen und rattenverseuchten Baracke, die der Band als Proberaum diente. Angeekelt, erschöpft und desillusioniert schwor er sich, dass
„Black Sheep Boy“ zum Wendepunkt in seinem Leben werden sollte. „
Ich hab damals ständig Leuten erzählt: Wenn es mit dem nächsten Album nicht klappt, dann mach ich Schluss. So geht es nicht weiter.“
Die Umstände sprachen also gegen das Album, doch
„Black Sheep Boy“ ist nicht trotz, sondern gerade wegen all der Widrigkeiten zu einem mitreißenden Meisterwerk geworden. Will Sheff hört man in jeder Sekunde an, dass er zum Zeitpunkt der Aufnahmen ein Nervenbündel war, dessen Gesang immer wieder ins Hysterische kippt. Jede Silbe singt er, als hänge sein Leben davon ab – vermutlich weil zumindest sein musikalisches Leben ja auch tatsächlich auf dem Spiel stand. Dazu spinnt er eine Geschichte in elf Akten um den
„Black Sheep Boy“ aus TIM HARDINS gleichnamigem Song voller vom Leben gezeichneter Figuren und gescheiterter Liebe. „
Du kannst eine Geschichte immer nur so erzählen, wie du sie empfunden hast, aber niemals so, wie sie wirklich war“, erklärt Sheff sein Songwriting. „
Und weil du das tust, wird deine Geschichte allgemeingültig.“
Zum zehnjährigen Jubiläum erscheint
„Black Sheep Boy“ am vierten Dezember in einer Deluxe-Version mit drei LPs. Die erste enthält das reguläre Album, die zweite die nachfolgende EP
„Black Sheep Boy Appendix“ und die dritte LP bisher unveröffentlichte Songs und Cover aus der damaligen Zeit – zum Beispiel auch das nachfolgende TOM HOUSE-Cover
„I'm in Love With Susan Smith“.(dw)