Auf der Suche nach seinem seelischen Gleichgewicht, das sich oft von äußeren Einflüssen stören ließ, siedelte sich der berühmte Saxophonist STAN GETZ 1958 für längere Zeit in Kopenhagen an, wo er sich in den Norden Europas verliebte. Im Zuge der von Norman Granz organisierten „Jazz At The Philarmonic Tourneen“, auf der amerikanische Größen des Jazz nach Europa kamen (u.a ELLA FITZGERALD, das JIMMY GIUFFRE TRIO, das MILES DAVIS QUINTETT, das OSCAR PETERSON TRIO und eben das STAN GETZ QUARTETT.), war Getz längere Zeit in Europa unterwegs und erspielte sich einen großen Namen. Er selbst sagte zu seiner Situation: „Ich bin diesen Konkurrenzdruck in den USA leid. In Dänemark habe ich mehr Zeit für meine Familie. Und es ist nicht alles so hektisch. Ich genieße sehr diese entspannte Lebensart hier in Europa.“
Während sich bei der JATPT-Tour zwischen Miles Davis und John Coltrane immer deutlichere Spannung abzeichnen und Davis vor einer Aufzeichnung im Düsseldorfer Appolo Theater genervt von dannen zog, spielte Coltrane zusammen mit der Rhythmusgruppe von Davis die Aufnahme ein, zu der sich später Stan Getz dazu gesellte. Das einzige Mal, dass er und Coltrane zusammen spielen sollten. Später am Abend spielte Getz mit seinem „eigenen“ Quartett in der Rheinhalle (heute: Tonhalle) und schmiss vor dem Konzert noch gleich einige skandinavische Musiker aus der Band, die im Programmheft als Teil der Gruppe angegeben wurden. Je nach Laune und Gemütslage konnte Getz mit seinem Horn brillieren oder in eine uninspirierte Stimmung verfallen. In Düsseldorf tat er ersteres.
Trotz der Liebe zu Skandinavien verschlug es ihn dann doch nach neun Monaten wieder zurück in die Staaten und er schien damit alles richtig gemacht zu haben: Dank eines Bossa- Nova- und Jazz-Samba-Booms wurde Getz zu einer absoluten Größe! (rk)